Trüffel – „Eier dekadent“

Rührei mit Trüffeln

Uova strapazzate con tartufo

Brouillade de Truffe

…von Heike Breuksch und Reiner Grundmann.

Heike Breuksch vom Eichsfeld ist da – und hat eine halbe Tonne Trüffel dabei – gefühlt.

Wir kochen.

Heike Breuksch
Carnevale – Venedig, die Geburtsstadt Casanovas.
Uova strapazzate con tartufo

Welcher Besuch ist immer willkommen? Einer der was zum Essen mitbringt. Muss der Besuch aus Franken sein? Wenn das Mitbringsel Trüffel sind: Nein, keinesfalls, Visum für Bayern gilt als erteilt, es ist immer eine Frage des Preises. Der Sommertrüffel – extra aus bella Italia nach Thuringia (Thüringen) eingeflogen und dann per Autostrada nach Bavaria eingeschmuggelt zum illegalen (…ne die Zeiten sind vorbei) Verzehr daselbst, ist nicht so aromatisch wie der schwarze Wintertrüffel. Aber wir haben ja genug Material aus dem Kofferraum geladen, das zum hemmungslosen Pimpen der Truffels sehr geeignet ist.

Trüffelbutter, Trüffelöl vom weißen Trüffel, Trüffelöl vom schwarzen Trüffel, Trüffelcrème, Trüffelpesto. Uffz ganz schön viel – aber es soll ja intensiv schmecken und die Rühreier von heut morgen gleich nach dem Aufstehen – waren sehr aromatisch. Eine Nacht durften die rohen Eier, vermengt mit den kleingeschnittenen Sommertrüffeln (…tatsächlich wars ein halber von mittlerer Größe – also so in etwa ein etwas voluminöser Tischtennisball in edlem Schwarz und rundum genoppt.)

Heike hat fleissig eingekauft bei den Spaghettis (…keiner nennt die mehr so) Wir lieben unsere Italiener wegen dem Eis, wegen Italien, wegen Parma und seinem Schinken, dem Käse und den Tomaten, wegen der Mozart Opern in der einzigen Sprache, die sich mit Leidenschaft, Liebe, mit Lebenssucht und Genuss vereinbaren lässt – Italienisch.

Und so ist die Figur des Don Giovanni in der gleichnamigen Mozart-Oper, ein rechter Schwerenöter, wie in einer Arie deutlich wird, ein Sammler erotischer amour fous – „Milletre“ singt Leporello sein Diener, „Milletre“ – 1003 Frauen hatte Don Giovanni allein in Spanien – vielleicht mit einem kleinen Detail der Verführungskunst begleitet, und deshalb erfolgreicher?

„Mit Trüffeln.“

Giacomo Girolamo Casanova

Der größte Liebhaber der Geschichte allerdings kam aus Italien – Casa Nova, sprechen Sie den mal deutsch aus und schon könnte er mit Ärmelschonern beim deutschen Finanzamt sitzen – Herr Neuhaus, aber Casanova war keine tragische Figur, er liebte das Leben und die Frauen – nach den kurzen Amouren die er mit unnachahmlicher Kunst der Umgarnung der Schönsten Italiens pflegte, war dies unglücklicherweise nicht von Gegenseitigkeit auf Dauer.

Ganz im Gegensatz zu dem Spanier Don Juan, der in jungen Jahren seine Ehefrau verlor und nun dazu verurteilt war das Equivalent in hunderten Frauen zu suchen, die ihm begegneten. Niemals konnte er seine Dulcinella jedoch wieder entdecken in all den Amouren – was für beide Seiten unglücklich war, denn er verließ alle so schnöde, wie er sich bemüht hatte sie zu gewinnen.

Durchaus mögen er und auch der wahre Künstler Casanova manche auch mit raffinierten Trüffelgerichten bezirzt haben – Eindruck zu schinden war damit allemal.

Casanova wurde am 2. April 1725 in Venedig geboren und nannte sich Chevalier de Seingalt. Zunächst studierte er Theologie und Jura. Bereits als 16-Jähriger wurde er Doktor der Rechtswissenschaften und erhielt in Venedig als angehender Priester die vier niederen Weihen. Danach reiste er durch Europa.

In den Städten, in denen er Station machte, gelang es ihm stets, in den feinsten Kreisen zu „verkehren“. Wegen seiner umfassenden Bildung war er gern gesehener Gast in Königs- und Fürstenhäusern.

Doch Casanova machte sich nicht nur Freunde: So war er unter anderem dem Staatsinquisitor Condulmer ein Dorn im Auge. In seinen Erinnerungen mutmaßt Casanova, dass er sich Condulmer nicht nur wegen seiner Schriften zum Feind machte, sondern vor allem wegen der Zuneigung einer Dame, der Condulmer selbst den Hof machte.

Gemeinsam mit anderen Inquisitoren sorgte Condulmer 1755 für die Verhaftung seines Intimfeindes. Die Anklage lautete „Gottlosigkeit“. Casanova wurde in Venedigs berüchtigten Bleikammern eingekerkert. Im Jahr darauf gelang ihm die Flucht.

Gut – der Kerker droht uns nicht. Wir beschränken uns ganz bescheiden auf die Sommertrüffel aus Italien. Hm. Na ja. Wenn ich so nachdenke, trotzdem. Das Büßergewandt bleibt im Schrank. Heute genießen wir.

So zogen wir, die Heike Breuksch und ich, also um 6 Uhr Morgens los zu „meinen“ Türken – was bin ich wieder besitzeinnehmend heute – um noch einige Zutaten zu organisieren, welche fehlten.

Morgens um 6 ist die Welt noch in Ordnung – Einkauf beim „Atli“ – mein Türke
…und gehst du in die Wildnis, Fremder, wisse: Der Kalchreuther Bäcker ist stets mit dir. Nur die Filiale auf dem Moritzberg fehlt noch.
Moritzberg – Hausberg der Nürnberger im Süden von Lauf.

Prima colazione

Frühstück

Z U T A T E N

  • 3 Eier
  • 10 g Trüffel
  • 1 TL Butter
  • 1 cl Crème fraiche
  • Petersilie
  • Weißbrot
mise-en-place

Z U B E R E I T U N G

In einer Schüssel werden die Eier verquirlt und gaaanz dekadent ein halber geraspelter Trüffel untergemengt. Über Nacht oder mindestens fünf Stunden soll der Trüffel jetzt im Kühlschrank das Ei verderben – Quatsch, sein unvergleichliches Aroma abgeben natürlich.

In einer metallenen Schale über einem dampfenden Wasserbad lassen wir nun die Butter zergehen, geben das getrüffelte Rohei hinein und lassen alles langsam stocken, bis es die gewünschte Konsistenz hat. Last but really not very least rühren wir Crème fraiche unter.

Completto.

Buon appetito.

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